Jean Le Cam: Segel-Legende mit Renault 4 Leidenschaft
Mit mehr als acht Millionen verkauften Einheiten in über 100 Ländern ist der Renault 4 eine Ikone in der Automobillandschaft. In diesem Jahr feiert er sein 60-jähriges Jubiläum und erfreut nach wie vor Fahrer und Sammler, wie zum Beispiel Jean Le Cam. Der Profisegler schwärmt für den R4. Als er seiner Tochter einen Renault 4 zum 18. Geburtstag schenkte, ahnte er noch nicht, dass er zwölf Jahre später acht davon besitzen würde.
08. Juni 2021
Jean Le Cam ist eine Segel-Legende. Der französische Profiskipper (62) hat sich durch seine Erfolge bei Hochseeregatten einen Namen gemacht. Für besonderes Aufsehen sorgte sein kollegiales Verhalten bei der Vendée Globe 2020/2021: Er half bei der Rettung seines Mitstarters Kevin Escoffier aus dem Indischen Ozean, als dieser in Seenot geraten war.
Seit vielen Jahren nimmt es Jean Le Cam erfolgreich mit Skippern auf, die modernere Boote steuern als seine Yes We Cam!. Seinen „R4 der Meere“ nennt er die Yacht ebenso scherzhaft wie liebevoll, denn neben dem Erkunden der Meere verbringt er seine Zeit noch mit einer zweiten Leidenschaft: dem Fahren seiner R4. Die zwei Passionen hätten mehr gemeinsam, als man denkt, sagt er.
„Der R4 ist ein liebenswertes Auto, das Generationen geprägt hat. Jeder hat Erinnerungen an den R4.“ Jean Le Cam
Das erste „Auto zum Leben“
Renault konzipierte den R4 als „Auto zum Leben“ – als vielseitiges Fahrzeug für jede Gelegenheit. In Frankreich wird er nach seiner Typenbezeichnung auch 4L benannt, sprich: „Quatrelle“. Jean Le Cam sieht den Quatrelle aufgrund seines geringen Gewichts auch als echten Geländewagen, wie er im vergangenen März gegenüber der Sport-Zeitung L’Équipe erklärte: „Ich nenne mein Boot 4L, um ihm ein Image zu geben. Der Renault 4 wurde so gebaut, dass er sogar in der Wüste eingesetzt werden konnte. Er war ein Fahrzeug, das einen überall hinbrachte.“ Das beweist der R4 jedes Jahr seit 1997 bei der Wüstenrallye „4L Trophy“ von Frankreich nach Marrakesch. Der robuste R4 nimmt es dabei mit allem auf, was die Strecke hergibt, sei es sandiger oder felsiger Untergrund – und dies auch noch 60 Jahre nach seiner Einführung.
Der im Juli 1961 vorgestellte R4 ist ein Fünftürer mit großer Heckklappe und multivariablem Innenraum: Durch Umklappen der Rücksitzbank verwandelt er sich in einen großzügig dimensionierten Kombi. Gleichzeitig ist der R4 ein solides Familienauto – und eine Ikone der französischen Popkultur. In Frankreich war er unter anderem für die Polizei und die Post im Einsatz. Und er dient bis heute unzähligen Handwerkern, lokalen Behörden und großen Handelsketten als Dienstfahrzeug. Mit den Worten von Jean Le Cam: „Ein wahres historisches Denkmal.“
Ein Auto zum Herumschrauben
Obwohl die Produktion 1992 endete, sind noch zahlreiche R4 auf der Straße sowie auf dem Gebrauchtwagen- und Sammlermarkt zu finden. Die Einfachheit und Zuverlässigkeit seiner Mechanik zieht viele Fans an, darunter auch Profisegler und Schiffsbauer Jean Le Cam. Ob auf dem Wasser oder auf festem Boden, „King Jean“ tüftelt gerne. Das stellte er bei der letzten Vendée Globe wieder unter Beweis, als er während der Fahrt sein Schiff reparierte. Der R4 ist ganz im Sinne dieses Seebären: „Es ist ein Auto, an dem ich basteln kann, das ich verbessern kann ... ein bisschen wie meine ?Hubert‘, ein Boot, das ich ständig weiterentwickle.“
Zu seiner R4 Sammlung kam der Profisegler, nachdem er bei der Vendée Globe 2008/2009 sein Boot verloren hatte und ihm langweilig wurde. Zum ersten Renault 4, den er seiner Tochter schenkte, als sie 18 Jahre alt wurde, gesellte sich bald ein weiterer. Und den ersten verbesserte er mit einigen neuen Komponenten. Doch schnell steckte er in der Zwickmühle, wie er L’Équipe erzählte: „Ich wollte das eine Auto zerlegen, um das andere zu bauen. Aber das geht einfach nicht, das ist unmöglich.“ Also kaufte er ein drittes, dann ein viertes ... An einem Wochenende kaufte er sogar drei auf einen Schlag. Und so kam er letztendlich zu einer Sammlung von acht R4.
Aber an einem Rennen hinter dem Steuer eines R4 möchte Jean Le Cam nicht teilnehmen. Er spart sich die Geschwindigkeit lieber für das Wasser auf und poliert seine R4, anstatt sie durch den Wüstensand zu jagen. Sein Traum wäre eine vollelektrische Version dieses Denkmals seiner Zeit, lässt er durchblicken. So könnte das Kultauto erneut in den Vordergrund rücken, um neuen Generationen seinen Stempel aufzudrücken.
PRW 59/21 08.06.202
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